Pressemitteilung: Exit Arbeitsrecht? Arbeitskampf beim Freizeitanbieter ExitGamesKassel

Kassel, 24.04.2024 – Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Arbeitszeit- und Pausenregelungen für Minderjährige, Kündigungsrechte – Angestellte von ExitGamesKassel bemängeln diverse Verletzungen des Arbeitsrechts. Nachdem der Arbeitgeber gezielt Angestellte entließ, die sich für die Einhaltung geltenden Rechts einsetzten, kam es zu einer Eskalation des Arbeitskampfs. Nun haben sich die Beschäftigten in der basisdemokratischen Freien Arbeiter*innen Union organisiert und machen die Zustände öffentlich.

Escape Rooms sind eine zunehmend beliebte Freizeitaktivität, bei der eine Gruppe in einem Raum „eingesperrt“ wird, und durch das Lösen einer Reihe von Rätseln ausbrechen muss. Die Angestellten bei ExitGamesKassel reparieren die Rätsel, überwachen die Teilnehmenden während des Spiels per Video und geben über einen Bildschirm bei Bedarf Hinweise.

Verstöße gegen Arbeitsrecht

Wenn die Angestellten krank werden, werden sie vom Arbeitgeber dafür verantwortlich gemacht, selbst Ersatz zu suchen und ihr Verdienst fiel teilweise aus. „Und wenn wir unserem Chef über Whatsapp kommunizieren, dass wir uns krank melden müssen, durften wir uns anhören, dass solange wir am Handy daddeln können, können wir ja noch nicht zu krank zum Arbeiten sein.“, berichtet eine*r der Arbeitnehmer*innen welche*r aufgrund der vergangenen Kündigungen lieber anonym bleiben möchte.

Auch seien Arbeitsschutzregeln für Minderjährige nicht eingehalten worden. Als sich eine der betroffenen Minderjährigen über ihre Rechte informierte und diese einforderte, wurde ihr gesagt, dass das falsch wäre und ihr Verhalten wurde als „frech“ bezeichnet. Anstatt hier die Arbeitsbedingungen geltendem Recht anzupassen, werden die Minderjährigen lieber nach und nach gekündigt. 

Zudem berichten minderjährige Arbeitnehmer*innen von Mobbing und unprofessionellem Verhalten ihrer Vorgesetzten. Ein*e weitere*r Beschäftigte*r berichtet: “Drohungen mit (unrechtmäßigen) Vertragsstrafen, Anschreierei, abfällige Bemerkungen hinter deinem Rücken und manipulatives Verhalten sind vom Chef leider keine Seltenheit. Gleichzeitig müssen wir uns anhören, wie wir unser „Mindset“ verbessern sollten um effektiver zu arbeiten.“

Nun kam es zu einer Entlassungswelle, bei dem 50% der Arbeitnehmer*innen des Betriebes gekündigt wurden.„Das nun einige Mitarbeitende entlassen wurden, werten wir als Vergeltungsmaßnahme, dass sich die Arbeitnehmer*innen für ihr grundlegenden Arbeitsrechte einsetzten. Gleichzeitig werden weiterhin neue Mitarbeitende gesucht. Wir sind der Auffassung, dass Herr Piohsek keine Neueinstellungen machen sollte, sondern stattdessen sein bisheriges, eingearbeitetes Personal weiter beschäftigen sollte.“ sagt Clara, eine FAU-Gewerkschaftlerin, die den Fall seit Beginn des Konflikts betreut.

Unterstützung durch Basisgewerkschaft

Die Beschäftigten haben sich nun von der anarchosydikalistischen Gewerkschaft Freie Arbeiter*innen Union Hilfe geholt. Trotz mehrfachen Gesprächsangeboten seitens der Gewerkschaft und gemeinsam formulierten Briefen wurden die Forderungen vom Arbeitgeber bisher ignoriert. Aus diesem Grund rufen die Betroffenen gemeinsam mit der FAU Kassel zu einer Kundgebung am 11.Mai um 16:30 vor der Arbeitsstätte (Leipziger Straße 122) auf.

„Im Grunde fordern wir nur die Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards und ein respektvolles Verhalten gegenüber den Arbeitnehmer*innen. Das ist das absolute Minimum und sollte für jeden seriösen Arbeitgeber selbstverständlich sein“, so die Gewerkschaftlerin.

Die Forderungen, die die Beschäftigten aufstellen:

  • Wiedereinstellung der gekündigten Mitarbeiter*innen
  • Einhalten von Arbeitszeitrecht und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
  • Keine weitere Behinderung der gewerkschaftlichen Selbstorganisierung der Arbeiter*innen, einhergehend mit dem Verzicht jeglicher psychischer oder emotionaler Maßregelung

Weitere Infos zum aktuellen Verlauf des Konflikts: kassel.fau.org, sowie X und Intagram.

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